Digitalisierung des Notenarchivs im Koster Neuzelle
Zum 750-jährigen Jubiläum des Klosters Neuzelle wurden am 08.10.2018 im Rahmen einer Festwoche unter dem Motto „Dem Himmel nahe“ im Refektorium des Klosters die ersten digitalisierten Musik- und Notendrucke aus der wertvollen Chorbibliothek der Öffentlichkeit vorgestellt. Möglich wurde diese Präsentation durch die Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Kulturprojekte der Stiftung Stift Neuzelle, der Katholischen Pfarrgemeinde Neuzelle, einem Experten aus der Musikabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Brandenburg-digital an der FH-Potsdam und der Universitätsbibliothek Frankfurt (Oder). Sämtliche Aktivitäten wurden zentral von Brandenburg-digital koordiniert. Diese erfahrene Koordinierungsstelle hat seit 2012 schon mehr als 70 Einrichtungen intensiv beraten und aktiv unterstützt. Die Finanzierung sämtlicher Aktivitäten erfolgt aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Potsdam.
Die oben genannten Partner haben es geschafft, innerhalb nur kurzer Vorbereitungszeit den Workflow für die Digitalisierung auszuarbeiten und die Präsentation der Musikalien im WWW zu veröffentlichen. Die Digitalisierungsarbeiten wurden in dem professionell ausgestatteten Labor der Fachhochschule in Potsdam durchgeführt. Speziell für wertvolle Drucke und Handschriften entwickelte Aufsichtsscanner, die mit einer Buchwippe ausgestattet sind, gewährleisten einen buchschonenden und qualitätsgesicherten Scanvorgang, der von oben belichtet wird. Dadurch entfällt das lästige Wenden der Drucke bei jedem Scanvorgang. Die Digitalisate werden mit einer Auflösung von 300 dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit im Dateiformat TIFF produziert und von der Universitätsbibliothek Frankfurt (Oder) mit der Präsentationssoftware (CONTENTdm von OCLC) im Internet veröffentlicht. Insgesamt werden ca. 400 Musikalien mit 16.000 Bilddateien, die einen Speicherplatz von 800 GB beanspruchen, bearbeitet. Inhaltlich handelt es sich hier schwerpunktmäßig um liturgische Musik aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Das Material liegt sowohl handschriftlich als auch gedruckt vor.
Ein besonderer Schwerpunkt wurde bei diesem Projekt auf das Metadatenkonzept gelegt. Mit Hilfe der Expertise des Musikbibliothekars Alan Dergal Rautenberg aus der Staatsbibliothek in Berlin konnte eine Tiefenerschließung für die Musikalien nach international festgelegten Normen und Katalogisierungsregeln für die Musikalienerschließung durchgeführt werden. Neben dem Komponisten und Werktitel werden für jede bibliografische Einheit auch die Tonart, Besetzung, Satztitel, Tempo, Originaltitel der Quelle, Signatur und das Textincipit mit Notendarstellung aufgeführt. Das Kategorienschema für die Erfassung orientiert sich an dem Répertoire International des Sources Musicales (RISM). Dieses international angelegte Erschließungssystem ist der führende Katalog in der Musikwissenschaft, welcher schon seit 1952 existiert. Darüber hinaus werden die Digitalisate von der Universitätsbibliothek Frankfurt (Oder) in den Metaportalen Deutsche Digitale Bibliothek, Europeana und in dem weltgrößten Bibliothekskatalog, dem World Cat, integriert. Die digitale Langzeitarchivierung der Materialen wird mit dem Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg am Zuse-Institut in Berlin organisiert, das diesen Service als Dienstleistung für die Mitgliedsbibliotheken des Verbundes anbietet.