Vorlass Eugeniusz Wachowiak
Eugeniusz Wachowiak - „Dichter des traurigen Optimismus“
(E. Wachowiak: „Przyswajalność słowa (z rozwazań tłumacza)”, 1980, S.1).
Inhaltverzeichnis des Findbuchs: Vorlass Eugeniusz Wachowiak
Polnischer Lyriker und Übersetzer deutscher Literatur wurde 1929 in Leszno (Lissa) geboren. Nach dem Studium an der Hochschule für Ökonomie in Poznań (1954 - Diplom in Wirtschaftswissenschaften) arbeitete er als leitender Angestellter im Handel und in der Industrie. In der Freizeit widmete er sich literarischer Arbeit. 1958 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband „Afryka poety” („Des Dichters Afrika“). Darauf folgten weitere, die die Stimmung der polnischen Intelligenz in den sechziger Jahren wiederspiegelten u. a.: „Przed snem niepokój” („Die Unruhe vor dem Einschlafen“- 1962) und „Trudno nasycić ziemię” („Es ist mühsam die Erde zu durchtränken“ - 1966). Beeindruckt von einer Studienreise nach Thüringen, publizierte Wachowiak 1970 den Gedichtband „Turyngia“ („Thüringen“). Bisher erschienen von ihm in Polen 16 Lyrik-Bände. Seine Gedichte wurden ins Deutsche übersetzt (u.a. von Bereska, Jentzsch, Kunze, Müller) und sind in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht worden.
Seit 1960 übersetzte Wachowiak – zuerst für die in Grünberg erscheinende Kulturzeitschrift „Nadodrze“ („Das Oderland“) – die Lyrik der DDR, u.a. Hans Cibulka, Bernd Jentzsch, Heinz Kahlau, Rainer Kirsch, Rainer Kunze, Werner Lindemann, Arnim Müller, Rose Nyland, Helmut Preissler. 1965 erschien in seiner Auswahl die erste polnische Anthologie der DDR-Lyrik: „Dopóki serce bije” („Solange das Herz schlägt“). Darauf folgten die Lyrikbände von Volker Braun (1974), Johannes Bobrowski (1976), Else Lasker-Schüler (1992), Johannes Poethen (1994). Wachowiak interessierte sich besonders für die Lyrik in der DDR, war Mitherausgeber der umfangreichen Anthologien: „Dopowiedzenie świtu” („Ergänzung der Morgenröte“ - (1969) und „Antologia wierszy poetów Niemieckiej Republiki Demokratycznej” („Anthologie der Dichter der DDR“ - 1979). Seine Übersetzungen anderer deutschen Autoren wie Paul Celan, Sarah Kirsch, Günter Grass, Ernst Toller und eigene Gedichte und Prosa veröffentlichte er weiterhin in polnischen Literaturzeitschriften wie „Odra“, „Poezja“, „Litery“, „Nurt“, „Borussia“, „Okolica Poetów“, „Akcent“, „Tygiel Kultur“, „Kresy“, „Przegląd Polityczny“, „Tygodnik Zachodni“.
Neben der Lyrik überträgt er auch Prosa – Tagebücher, Aufzeichnungen, Erzählungen u.a. von Marianne Bruns, Hanns Cibulka, Franz Fühmann, Rolf Hochhuth, Heinar Kipphardt, Rolf Schneider, Erwin Strittmatter, Ilse Tielsch und Franz Werfel.
Das Übersetzen ist für ihn – nach eigenen Worten - wie das Fortschreiben eigener Gedichte, es ist Fremdes, das vom Verstand und von Gefühl des Übersetzers aufgesogen wird. Mittels der Übersetzung artikuliert er gemeinsame Erfahrungen und führt seine eigene Dichtung in einen breiteren kulturellen Kontext hinein.
Zwischen 1960 und 1983 war Wachowiak Mitglied im Polnischen Schriftstellerverband. Seit 1989 ist er Mitglied im Verein Polnischer Schriftsteller und im polnischen PEN Club. Dort war er eine Zeit lang für Schriftstellerkontakte mit dem Ausland zuständig. In Poznań gründete er den Verlag „Bibliothek des Vereins Polnischer Schriftsteller“ und den Roman-Brandstaetter-Fond. In den 80er Jahren engagierte er sich in der politischen Opposition. Als Lyriker, Übersetzer und Intellektueller setzte er auf diese Weise den Dialog über die Grenzen hinaus fort.
Der Vorlass von Eugeniusz Wachowiak wurde 2015 dem Archiv übergegeben, es wurde geordnet und elektronisch erfasst. Der Bestand umfasst ca. 4 laufende Meter Akten, darunter einschlägige literarische Kommentare zur Lyrik, Übersetzungen, Vorträge, Korrespondenz mit den übersetzten Autoren, Berichte über die Aufenthalte in der DDR, private Betrachtungen bezüglich der „Psychologie der Deutschen“.
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