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Protokoll 02

Brandenburger Informationsstrategie 2006 (BIS 2006)

Zukunft der Bibliotheken
Vernetzte Bibliotheken, Internet und Endnutzerdienste (AG 2)

Protokoll der Sitzung vom 06.05.1997

Ort: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam
Zeit: 10.15-16.30 Uhr
Anwesend: Frau Hendrix, Frau Dr. Grüter, Frau Kaepke, Herr Schmieder, Frau Sarnowski, Herr Dr. Hoppe, Frau Stoll, Herr Dr. Happel

Firmenvertreter: Frau Stohn (Silverplatter), Herr Heinisch (H+H), Herr Kimmling (SISIS), Herr Schwarz, Wiegand (SUN-Microsystems), Frau Kumpf (Swets), Herr Heise (Dataware-Technologies)

  1. Das Protokoll der Sitzung vom 2.4.1997 wurde angenommen.
  2. Herr Happel berichtet, daß das GAUSS-Online-Ordering-System der SuUB Göttingen auf dem dortigen Telnet-OPAC basiert. Nach Auskunft von Herrn Enderle von der SuUB ist ein WWW-Zugang gegenwärtig noch nicht verfügbar. Die AG beschließt, dieses Bestellsystem für die Konzeption eines benutzerfreundlichen Arbeitsplatzes vorerst nicht mit einzubeziehen.
  3. Herrn Happel liegen bisher noch keine Informationen über das WitecNet des Landes Brandenburg vor. Frau Falke wird sich nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland um eine Kontaktaufnahme kümmern.
  4. Herr Happel dankt Frau Otto für die Einrichtung des Mail-Servers für die AG.
  5. Herr Happel schlägt vor, Frau Otto zu bitten, ihre Spezialkenntnisse über moderne Retrieval-Systeme gegenüber der AG näher zu erläutern. Frau Otto soll auf der nächsten Sitzung auf diese Thematik hin angesprochen werden.
  6. Frau Stoll und Herr Happel werden auf der nächsten Sitzung der AG einen Zeit- und Arbeitsplan vorlegen und zur Diskussion stellen. Gegebenenfalls werden für die Erarbeitung des Planungskonzepts weitere Mitglieder aus der AG um Mithilfe gebeten.
  7. Herr Happel eröffnet die Tagung "Auf dem Weg zu einem benutzerfreundlichen und multifunktionalen Arbeitsplatz für Bibliotheken". Er betont die innovativen Konzepte der eingeladenen Firmen und hofft, in Zusammenarbeit mit den Firmen, auf Anregungen für das von von der AG zu entwickelnde Planungsziel.
  8. Im einzelnen werden die folgenden Vorträge gehalten:
    1. Iris Kumpf (Swets, Frankfurt a.M.)
      Erschließung von Fachzeitschriften (SwetsScan), elektronische Fachzeitschriften und Online-Ordering. Frau Kumpf betont, daß die Firma Swets ihr Angebot an elektronischen Dienstleistungen erweitert hat. Neben SwetsScan (Inhaltsverzeichnisse von 14.000 Zeitschriften mit Online-Ordering-Angebot) wird nun SwetsNet offeriert. SwetsNet bietet die Volltexte von Zeitschriftenartikeln direkt an. Von einem Volltextserver aus können abonnierte elektronische Zeitschriftenartikel sofort gelesen und ausgedruckt werden. Beide Dienste sind über WWW und Z 39.50-Schnittstelle abrufbar. Gegenwärtig sind 600 Zeitschriftentitel über den zentralen Server in Lisse oder auch über externe Server (Gateways) einzelner Verlage abrufbar. Der Zugriff erfolgt über Password und IP-Check. Noch im Jahre 1997 wird die Zahl elektronischer Volltext-Zeitschriften um 1000 Titel erweitert. In zwei Jahren wird die Firma Swets ca. 5000 elektronische Fachzeitschriften ihren Kunden anbieten.
    2. Christine Stohn (Silverplatter, Berlin)
      ERL-Technologie. Alle 260 Datenbanken, die von der Firma Silverplatter vertrieben werden, sind über einen ERL-Server recherchierbar. Der WEB-Spirs-Client ist Z 39.50-kompatibel und erlaubt auch das parallele Suchen in allen 260 Datenbanken. Zu diesen Datenbanken sind in letzter Zeit weitere Partner-Datenbanken hinzugekommen, auf die ebenfalls über ERL zugegriffen werden kann. So können z.B. die Datenbanken des GBI-Hosts "World Affairs" oder der belgische Verbundkatalog unter der Spirs-Oberfläche abgefragt werden. Über die ISSN kann ein Abgleich mit dem lokalen OPAC einer Bibliothek erfolgen oder es können unter Spirs recherchierte Titel in ein Jason-Bestellformular übertragen werden, um auf diese Weise nach einer Recherche umgehend eine Online-Bestellung auslösen zu können.
    3. Christian Heinisch (H+H, Zentrum für Rechnerkommunikation, Göttingen)
      CD-ROM-Recherche im Internet/Intranet.Die DOS-basierten CD-ROM-Anwendungen werden immer mehr abnehmen. Die Windows-Installationen werden die DOS-Installationen schon kurzfristig vollkommem ablösen. Die Zukunft der CD-ROM wird günstig beurteilt, weil die CD-ROM ein sicherer Lizenzschlüssel ist. Datenschutz, komplizierte Passwordschlüssel und Mißbrauch bei Online-Zugriffen, Virensicherheit und die Unabhängigkeit von einem Internet-Anschluß sprechen für die weitere Marktfähigkeit der CD-ROM-Technik. Die DVD-Technik mit ihren sehr leistungsfähigen Komprimierungsergebnissen machen die CD-ROM noch attraktiver. Der Trend der gegenwärtigen Installationen von CD-ROM-Netzen liegt bei den Windows-NT-Applikations-Servern. Der große Vorteil ist, daß die Retrieval-Software nur einmal zentral auf einem Server und nicht mehr auf jedem einzelnen Arbeitsplatz abgelegt werden muß. Dieses File-Server-basierte System rationalisiert den Wartungsaufwand wesentlich. Zwischen Novell-Netware und Windows-NT existieren noch enige Harmoniesierungsprobleme, die noch zu lösen sind. Eine intensive Schulung und grundlegendes Know how über die CD-ROM-Technik sind für die Betreung eines CD-ROM-Netzes unabdingbar. Die Firma H+H bietet zahlreiche Varianten des Outsourcing an, um auch Institutionen mit wenig Personal ein Angebot machen zu können.
    4. Helmut Kimmling (SISIS GmbH, Oberhaching bei München)
      SISIS-Object - multimediale Anwendung für OPACs in Bibliotheken.Das integrierte Bibliotheksverwaltungssystem SISIS wird hardwareunabhängig. Die SISIS-Module laufen auf zahlreichen Plattformen, u.a. auch auf SUN-Maschinen. Eine Neuentwicklung ist ein mit Z 39.50-Interface ausgestatteter OPAC auf Java-Basis, der sogenannte "JOPAC". Mit Hilfe des Moduls SISIS-Object können multimediale Elemente in eine Katalogaufnahme integriert werden. Von einer Titelaufnahme aus können Hyperlinks im WWW geschaltet werden. Der Zugriff des JOPACS erfolgt über Netscape. Der JOPAC "läuft" in dem Browser und bietet alle Benutzerfunktionen an. Von der OPAC-Oberfläche kann direkt in eine andere Oberfläche gewechselt werden, ohne daß eine gegenwärtige Anwendung geschlossen werden muß. Die Server-Prozesse laufen weiterhin über UNIX. Eine spätere Ablauffähigkeit über NT ist im Gespräch, wird jedoch nicht mit besonderer Priorität verfolgt. Als Datenbanksystem wird neben Informix auch Oracle angeboten werden. Der JOPAC wird erstmals auf der Bibliotheca in Dortmund im Mai 1997 vorgestellt.
    5. Volker Heise (Dataware-Technologies GmbH, München)
      Inter/Intranet-Retrieval-Software für die Digitale Bibiothek.Die Firma Dataware ist in der Lage, mit Hilfe ihrer einzelnen Softwareprodukte (NetAnswer, BRS-Search) und der EPMS (Electronic Publishing Machine) die Verwaltung und das Retrieval digitaler Daten zu managen. Ein Accounting-Modul mit User-ID-Verwaltung, Summarizing-Funktionen mit der Möglichkeit der parallelen Suche in bis zu 256 Datenbanken, ausgedehnte Suchwerkzeuge einschließlich Relevance-Ranking und die Verarbeitung von gescannten OCR-Daten beinhalten das Leistungsspektrum der Firma Dataware. Am Beispiel des gerade in der Entwicklung befindlichen Bieblis-Informationssystems in Zusammenarbeit mit der UB Bielefeld, der UB Dortmund und der UuStB Köln zeigt sich, daß die Firma Dataware fähig ist, elementare Dienstleistungen einer Bibliothek zu integrieren, die über das WWW abgerufen werden können.
    6. Jörg Schwarz (Sun-Microsystems, Ratingen)
      Sun als Plattform der digitalen Bibliothek.Die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen wird zunehmen. An der Stanford-University ist der Leiter der Bibliothek gleichzeitig Leiter des Rechenzentrums der Universität. Es zeigt sich, daß die technischen Fragen in einer Bibliothek mehr und mehr im Vordergrund stehen, und die Leistungsfähigkeit einer Bibliothek wesentlich nach der technischen Ausstattung und dem elektronischen Serviceangebot einer Bibliothek beurteilt wird. Print on demand, pay per read und user based pricing werden an Bedeutung gewinnen. Konvertierungstools sind entwickelt worden, die elektronische Dokumente unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlichster Formate in eine normierte Struktur überführen können. Die von der Firma SUN entwickelten Java-Interface-Modelle können plattformunabhängig Informationen zugänglich machen. Java als Standard im Internet mit einem gemeinsamen Nenner, dem Netscape-Browser, ist als Programmiersprache dazu fähig, einen hohen Accounting- und Security-Standard zu gewährleisten. Die Java Applets benötigen keinen Wartungs- und Installationsaufwand, da die Programmbausteine nicht mehr bei den Clients vorgehalten werden müssen. Auf eine lokale Datenhaltung kann also vezichtet werden. Der Abruf und das Zusammenspiel der benötigten Applets wird on demand über das Netz nach dem Einloggen abgewickelt. Dem Bibliothekar wird die neue Aufgabe zufallen, sich um die Verwaltung, Archivierung, Erschließung und Abfrage (Retrieval) der zunehmend anfallenden digitalen Dokumente zu kümmern.`
  9. Herr Happel bedankt sich bei den eingeladenen Firmenvertreter/innen für die gehaltenen Vorträge. Es wird nun Aufgabe der Arbeitsgruppe sein, die von den Firmen aufgezeigten Wege, die in vielen Fällen schon realisiert worden sind bzw. kurz vor der Anwendung stehen, auf ihre Praktikabilität für den Einsatz im Routinebetrieb einer Bibliothek zu überprüfen. Sind die aufgezeigten Wege realitätsnah, finanzierbar, benutzerfreundlich, wartungsfreundlich? Gegnügen sie den Anforderungen sowohl der Benutzer als auch der Bibliothekare? In diesem Zusammenhang sind auch die mittlererweile oft zitierten Imponderabilien wie urheberrechtliche und lizenzrechtliche Fragestellungen, konservatorische Aspekte und die Zitierbarkeit digitaler Quellen in die Überlegungen der AG mit einzubeziehen.
  10. Die nächste Sitzung der AG, die am 1.7.1996 wieder in der StuLB Potsdam um 13.30 Uhr stattfinden wird, wird sich anhand des vorgelegten Arbeits- und Zeitplans an den vorgestellten Lösungen der Firmen orientieren. Gegebenenfalls werden Rückfragen mit einzelnen Firmen bzw. eine erneute vertiefte Kontaktaufnahme zu Spezialproblemen notwendig sein. Für den noch näher zu besprechenden Bereich benutzerfreundlicher Retrievalangebote wird sicherlich das Gespräch mit weiteren Partnern erforderlich sein. Herr Happel wird zu diesem Fragenkomplex auf der nächsten Sitzung konkrete Vorschläge präsentieren.


gez. Hans-Gerd Happel, Frankfurt (Oder), den 12.5.1997