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KARL DEDECIUS ARCHIV

Nachlass Henryk Bereska

Henryk Bereska (1926-2005) –  „stiller Vermittler im Dialog zwischen Ost und West in Europa“ (Laudatio 2005), „der erste Passagier von Transatlantik“ (Transatlantik-Preis für sein Lebenswerk, 2005)

Inhaltverzeichnis des Findbuchs: Nachlass Henryk Bereska

Bereska wurde in Katowice-Szopienice geboren und ist mehrsprachig in dem polnischen, deutschen und schlesischen Milieu aufgewachsen, wodurch er – nach eigenen Worten - die besten Voraussetzungen erworben hatte, um den Übersetzerberuf zu ergreifen. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges besuchte er eine polnische Schule. Im Zweiten Weltkrieg wurde er – als Volksdeutscher – zum Dienst in der Wehrmacht einberufen. 1947 verließ er Schlesien und ließ sich in Ostberlin nieder. 1948-1953 studierte er Slawistik und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Die ersten Übersetzungen von Henryk Bereska erschienen - bereits während seines Studiums – in einer Anthologie der Lyrik von Adam Mickiewicz. Nach dem Studium arbeitete Bereska als Lektor und Übersetzer im Aufbau-Verlag, den er schon 1955 aus politischen Gründen verließ. Seitdem arbeitete er als freiberuflicher Autor und Übersetzer hauptsächlich in Berlin und im märkischen Kolberg.

Henryk Bereska übersetzte über 100 Romane, Erzählungen, Theaterstücke und Gedichtbände ins Deutsche, darunter Werke so bekannter Autoren wie Andrzejewski, Czapski, Herbert, Grochowiak, Iwaszkiewicz, Kochanowski, Lem, Mrożek, Nałkowska, Norwid, Różewicz, Witkacy, Wyspiański und Zagajewski. Groteske und eine bestechende „Koketterie“ der polnischen Literatur schätzte er am höchsten. Seit 1963 veröffentlichte er in Anthologien und Zeitschriften eigene Aphorismen und Gedichte, die später als eigenständige Bände erschienen sind u.a.: „Lautloser Tag“, „Berliner Spätlese“, „Auf einem Berg aus Sand“. Außerdem schrieb er auch Rezensionen und kritische, publizistische Texte – Einblicke in die Geschichte und Gesellschaft der DDR. Übersetzung bedeutete für ihn Rettung vor dem repressiven DDR-System, Literatur – Flucht in die Freiheit und Phantasie, eigenes Schreiben – Überwinden der Wirklichkeit.

1992 wurde Bereska Mitglied des PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Für seine Übersetzungstätigkeit erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen u.a. den Übersetzerpreis des polnischen PEN-Clubs (1994), Bundesverdienstkreuz am Bande (1997), Ehrendoktorwürde der Universität Wrocław (2002), Auszeichnung des polnischen Buchinstituts für die Botschafter der Polnischen Literatur – Transatlantik-Preis (2005).

Er wirkte nicht nur als ein mit literarischen Preisen und Auszeichnungen vielfach geehrter Übersetzer und origineller Dichter, sondern auch als Förderer junger polnischer Autoren und Initiator der zahlreichen deutsch-polnischen Veranstaltungen. 1995 und 1996 war er Moderator auf dem „Poetendampfer“ auf der Oder.

Der erste Teil des literarischen Archivs von Henryk Bereska wurde 2004 der Europa-Universität Viadrina übergeben. Inzwischen umfasst sein Nachlass ca. 20 laufende Meter erschlossener Akten. Darunter befinden sich Typoskripte der Übersetzungen, Korrespondenz mit Autoren und Verlagen, Privatkorrespondenz, biographische Materialien und Reisedokumentationen, umfangreiche Sammlung von Flyern und Theaterprogrammen, Dokumentation der gesellschaftlich-politischen Tätigkeit des Übersetzers.

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