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KARL DEDECIUS ARCHIV

Vorlass Roswitha Matwin-Buschmann

Roswitha Matwin-Buschmann – „Professionalität und Passion“, „polonistischer Profi für das Schwierige“.
(Aus dem "Laudatio von Karl Dedecius an Roswitha Matwin-Buschmann“ in: „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Jahrbuch“, Wallstein Verlag, Göttingen 1993, S. 67).

Inhaltverzeichnis des Findbuchs: Vorlass Roswitha Matwin-Buschmann

Roswitha Matwin-Buschmann wurde 1939 in Trier geboren. Nach dem Studium der Slawistik am Dolmetscherinstitut (Russisch und Polnisch) in Leipzig arbeitete sie zunächst als Dolmetscherin, danach als Verlagslektorin für slawische Literaturen in Ostberlin (Aufbau Verlag, Eulenspiegelverlag, Verlag das Neue Berlin). Auf diese Zeit fallen ihre ersten einschlägigen Belletristik-Übersetzungen, u.a. „Der Unbesiegbare“ von Stanisław Lem.

Von 1970 bis zur Wende war sie freiberuflich als Übersetzerin polnischer und russischer Literatur sowie als Gutachterin und Redakteurin in Ostberlin tätig.

Von 1991 bis 2004 hatte sie eine Einstellung als Dolmetscherin und Übersetzerin am Goethe-Institut Warschau und arbeitete weiterhin mit verschiedenen Verlagen und mit polnischen Instituten in Berlin und Leipzig zusammen. Nach der Wende erwarben große westdeutsche Verlage (DVA, Suhrkamp, Insel, Luchterhand) die Rechte zu ihren Übersetzungen.

Ihr Werkverzeichnis umfasst über 70 Werke polnischer Autoren aller Genres vom Barock bis zur Avantgarde: Lyrik, Romane, Erzählungen, Essays, Hörspiele, Theaterstücke, Kinder- und Jugendliteratur. Sie ist auch als Übersetzerin und Autorin in ca. 40 Anthologien vertreten.

In den „Übersetzerprofilen“ bezeichnete Rosemarie Tietze die Übersetzungen von Roswitha Matwin-Buschmann als „Seiltanz zwischen den Zeilen“. Unter den Autoren ihrer Wahl befinden sich sowohl die Romantiker (Słowacki) als auch die Klassiker des 20. Jahrhunderts (Witkiewicz, Kuncewiczowa, Leśmian, Hłasko, Miłosz, Różewicz, Konwicki, Odojewski, Myśliwski, Lem, Krall), Autoren der Dekadenz (Przybyszewski), der Avantgarde (Iredyński, Zaniecki) und der Postmoderne (Rudnicki, Wiedemann, Tulli, Grzegorzewska), die Chronisten der Solidarność-Bewegung (Andermann, Michnik), sowie Autoren der jüdischen Literatur (Korczak, Grynberg, Hen) und Literatur des Holocaust (Sierakowiak, Gorodecka). Als Tochter eines Musikers hat sie besonderen Sinn für Phrasenmelodie und Rhythmus in verschiedenen Stilarten – von prophetisch-subtilem Słowacki über exzessive Sprache Witkiewicz‘ und ironische Distanz Brandys‘ bis zum futurologischen Diskurs Lems. Im Gespräch mit Andreas Tretner „Jeder Text ein neuer Tanz“ vom 7.06.1999 bezeichnete sich Roswitha Matwin-Buschmann als Übersetzerin, die mit Brandys, Lem und anderen Autoren seit bereits 30 Jahren tanzt.

Für die Übersetzung von „Variationen in Briefen“ von Kazimierz Brandys bekam sie 1993 Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ein Jahr später wurde sie zum Ordentlichen Mitglied der Darmstädter Akademie.

Der Vorlass von Roswitha Matwin-Buschmann wurde an das Archiv 2019 übergegeben, in demselben Jahr wurde es geordnet und elektronisch erfasst. Der Bestand umfasst ca. 2 laufende Meter Akten, darunter Manuskripte zahlreicher Übersetzungen mit Korrekturen und Notizen, Rezensionen literarischer Werke für Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Gutachten der Übersetzungsprojekte im Rahmen des Literarischen Colloquiums Berlin sowie Gutachten zur polnischen Literatur (1974-1995), Artikel für das Goethe-Institut, Korrespondenz mit polnischen Autoren und über 30 Verlagen, sowie eine Materialiensammlung zur literarischen Übersetzung, die aus wissenschaftlicher Sicht als besonders relevant erscheint.

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