Banner Viadrina

Virtuelle Rekonstruktion der früheren Universitätsbibliothek

Zur Geschichte der Bibliothek

Gebäude der Universität Frankfurt (Oder) - historische Ansicht

Foto
Stadtarchiv Frankfurt (Oder)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausschnitt aus der Abbildung des Bildnisses von Johann Christoph Beckmann

Ausschnitt aus der Abbildung des Bildnisses von Johann Christoph Beckmann.

Das Original befindet sich im Stadtarchiv Frankfurt (Oder)

In den ersten Jahren nach der Gründung der Viadrina im Jahr 1506 gab es noch keine Bibliothek in Frankfurt an der Oder. Den Grundstein bildete erst die Sammlung des Juristen Siegfried Uttensberger, der seine Bücher nach seinem Tod 1516 der Universität vermachte. Die Frankfurter Universitätsbibliothek war die erste und lange Zeit auch die einzige öffentliche Bibliothek in Brandenburg. Mit ihrer unregelmäßigen Erwerbungspolitik und einem stets unzureichenden jährlichen Etat speiste sie sich vor allem aus Vermächtnissen und Schenkungen der Professoren. Sie bietet damit ein ganz ähnliches Bild wie viele andere Hochschulbibliotheken dieser Zeit. Und wie diese wollte auch die Frankfurter Bibliothek nicht so sehr mit den allgemein üblichen privaten Büchersammlungen der Hochschullehrer konkurrieren, sondern sie um wichtige oder seltene Hauptwerke, ältere Literatur oder repräsentative Handschriften, aber auch um das zahlreiche akademische Kleinschrifttum (Disputationen, Festvorträge etc.) ergänzen. So entstand aus ihr im Laufe der Zeit eine Sammlung heute selten zu findender Werke des 16. bis 18. Jahrhunderts von überregionaler Bedeutung. Mit den Jahren wuchs sie auf etwa 25.000 Bände an, womit sie sich größenmäßig im Mittelfeld bewegte. Zum Vergleich: Zur selben Zeit besaß die mit Abstand größte deutsche Universitätsbibliothek in Göttingen bereits über 200.000 Bände.

 

Den Posten des Bibliothekars übertrug man üblicherweise dem Professor für Geschichte. Eine der wichtigsten Figuren für die Frankfurter Bibliothek war in diesem Zusammenhang der Universalgelehrte Johann Christoph Beckmann (1641-1717), der seit 1667 den Lehrstuhl für griechische Sprache innehatte und kurze Zeit danach zusätzlich die Professuren für Geschichte, Politik und Theologie übernahm. Ab 1676 war er bis zu seinem Tod im Jahr 1717 der Universitätsbibliothekar. Beckmann hatte auf einer mehrjährigen Studienreise viele Bibliotheken kennen gelernt. Die dort gesammelten Erfahrungen setzte er in Frankfurt um. Insbesondere die berühmte Oxforder Bibliothek diente ihm als Vorbild für die Neuorganisation und Katalogisierung der Frankfurter Universitätsbibliothek.

 

Bei der Verlegung der Universität 1811 kam auch die Frankfurter Universitätsbibliothek nach Breslau und bildete dort ab 1815 den Grundstock der neu gegründeten Breslauer „Königlichen und Universitäts-Bibliothek“. Aus dieser entstand nach dem Zweiten Weltkrieg die polnische „Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu“ (Universitätsbibliothek Wrocław). Deren Abteilung „Alte Drucke“ besitzt heute 311.000 Bände, zu denen auch die erhaltenen Restbestände der ehemaligen Viadrina gehören.